Optimiertes Erhaltungsmanagement durch kontinuierliche Überwachung des Straßenzustands mit Live-Fahrzeugdaten
Auf dem Deutschen Straßen- und Verkehrskongress 2022 präsentierten NIRA Dynamics AB und die HELLER Ingenieurgesellschaft mbH gemeinsam eine weltweite Innovation.
Im Auftrag der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) untersucht NIRA Dynamics derzeit, wie eine kontinuierliche Überwachung des Straßenzustands mittels Echtzeit-Fahrzeugdaten aus dem VW-Konzern dazu beitragen kann, das Erhaltungsmanagement der Landesstraßen weiter zu verbessern.
Das schwedische Unternehmen NIRA Dynamics ist ein anerkannter Zulieferer der Automobilindustrie mit hoher Expertise in der Sensorfusion. Unter anderem entwickelt NIRA innovative Softwareprodukte, die auf Basis vorhandener Fahrzeugsensoren eine Bewertung des Straßenzustands ermöglichen. Die Messdaten werden während der Fahrt kontinuierlich erfasst, anonymisiert in eine Cloud übertragen und dort analysiert.
Die in Darmstadt ansässige HELLER Ingenieurgesellschaft ist einer der führenden europäischen Dienstleister im Bereich Straßeninstandhaltungsmanagement. Das Unternehmen unterstützt öffentliche und private Straßenverwaltungen bei der Zustandserfassung und -bewertung der Verkehrsinfrastruktur, bei der Entwicklung geeigneter Erhaltungsstrategien sowie bei der Planung und Priorisierung von Maßnahmen.
Mit den in Serienfahrzeugen der Volkswagen-Gruppe (VW, Audi, Seat und Škoda) installierten Softwaremodulen erfasst NIRA bereits seit Anfang 2021 in vielen europäischen Ländern kontinuierlich Straßenzustandsdaten. In Deutschland stehen diese Daten flächendeckend und mit hoher Aktualisierungsfrequenz zur Verfügung.
Darstellung der Zustandsentwicklung der Landesstraßen in Niedersachsen im Informationssystem OnKo³ von HELLER
Die verfügbaren Informationen der Plattform NIRA Road Health stellen eine wichtige Ergänzung zum standardisierten Zustandserfassungs- und -bewertungsverfahren (ZEB) dar, das aus Kostengründen nur alle fünf Jahre beauftragt wird. Fünf Jahre sind eine lange Zeit – in dieser Spanne kann sich der Straßenzustand stark verändern.
Mit dem neuen kontinuierlichen Datenangebot können Abschnitte mit mangelndem Fahrkomfort infolge von Unebenheiten täglich identifiziert werden. Die täglich aktualisierten Daten ermöglichen zudem die Darstellung der Entwicklung der Ebenheit über die Zeit. Darüber hinaus können Schäden wie Schlaglöcher, Setzungen oder andere Oberflächendefekte früh erkannt und in der laufenden Unterhaltung entsprechend berücksichtigt werden. Die Kombination dieser Informationen mit den ZEB-Ergebnissen eröffnet neue Möglichkeiten für eine gezieltere Planung und Priorisierung von Erhaltungsmaßnahmen.
Die Cloud-Systeme von NIRA und HELLER wurden miteinander verknüpft, sodass die neuen Daten optimal mit anderen relevanten Infrastrukturdaten innerhalb des Erhaltungsmanagements genutzt werden können. Damit können die von NIRA aufbereiteten Zustandsdaten erstmals gemeinsam mit den ZEB-Daten auf dem Netzbezug der Verwaltung visualisiert und mit den speziellen Modulen von HELLER für die systematische Erhaltungsplanung analysiert, abgegrenzt und priorisiert werden.
Die neuen Daten und Verfahren werden derzeit im Rahmen eines laufenden Pilotprojekts für die NLStBV untersucht. Die Behörde kann über das bestehende Informationssystem OnKo³ auf die aktuellen und historischen Daten des rund 8.000 km langen Landesstraßennetzes zugreifen und diese gemeinsam mit den ZEB-Ergebnissen auswerten. Besonders interessant sind die neuen Möglichkeiten zur Darstellung von Zustandstrends. Die Behörde erwartet, dass sich Veränderungen im Gesamtnetz künftig früher erkennen und gezielter adressieren lassen.
Die neuen Daten sollen zudem genutzt werden, um den Einfluss klimatischer Veränderungen auf die Entstehung von Straßenschäden zu untersuchen. Beispielsweise haben die langen Hitzeperioden und Trockenphasen der letzten Jahre mit stark sinkenden Grundwasserständen vermehrt zu sogenannten Trockenschäden an Fahrbahnen geführt.
